Das Sterben im Mittelmeer geht unvermindert weiter


Dass der Tod leider ein kontinuierlicher Begleiter des Lebens ist, entspricht dem Zyklus unseres menschlichen Daseins. Wenn jedoch Menschen in unvorstellbaren Größenordnungen bei Pandemien, in Konflikten und Kriegen, bei Erdbeben und anderen Naturkatastrophen und schließlich auch auf der Flucht sterben, stellen sich Trauer und da, wo es vermeidbar gewesen wäre, auch Wut ein.

Da die andauernden Meldungen über das Ertrinken auf dem Mittelmeer kurz vor dem Erreichen des erhofften gelobten Landes aus Sicht der Geflüchteten immer größere Dimensionen annahmen, wollte der "Runde Tisch Geflüchtete" in der Stadt Herzogenrath nicht mehr länger schweigen – zumal gerade dieses Sterben eine zivilisatorische Bankrotterklärung ist. Und da die Stadt auch schon länger dem bundesweiten "Bündnis Sicherer Häfen" angehört, musste nach einem Abend mit zwei jungen Seenotretterinnen von Sea-Watch im Soziokulturellen Zentrum Klösterchen in Herzogenrath zu Anfang dieses Jahres und deren erschütternden Berichten die Stimme auch künstlerisch erhoben werden.

So schuf der beauftragte Künstler Sascha Bayer in wochenlanger Arbeit eine beeindruckende Skulptur, die nun im Kulturgarten BALANCE hinter dem Kulturzentrum an der Dahlemer Straße 28 immer öffentlich zugänglich ihren Platz gefunden hat, um auch uns im bisher jedenfalls weitgehend sicheren Deutschland fernab der Schauplätze der Tragödien die Empathie für die zwischenzeitlich 28.000 Ertrunkenen im Mittelmeer zu erhalten. Im Rahmen einer Wut- und Trauerfeier wurde das Kunstwerk schließlich im August übergeben und trägt den klar am Mahnmal zu lesenden denkwürdigen Hinweis "Tod im Mittelmeer – von Humanitätern preisgegeben". Auch wenn das Thema Flucht und Migration gerade im gesellschaftlich-politischen Kontext wieder einmal für populistische und rassistische Stimmungslagen statt für Humanität allen Schutzsuchenden gegenüber herhalten muss, gilt es gerade jetzt und in dieser spannungsgeladenen Zeit umso mehr, sich auch öffentlich auf die Seite derer zu stellen, die unsere Solidarität am meisten brauchen. Das Mahnmal will hierzu einen künstlerischen Beitrag leisten.